Zeichensätze: Sprachräume

9. August 2025 - 21. August 2025
Eröffnung der Ausstellung am Samstag, dem 9. August

Künstler:innen

Artists

Eröffnung der Ausstellung am Attersee am Samstag, dem 9. August um 11 Uhr

Konzert am Freitag, dem 8. August um 19:30 Uhr

Aleksandra Aleksiuk – Cello

Christoph Pauli – Klavier

Die Ausstellung baut auf Günter Brus’ Konzept der „Bild-Dichtung“ auf – einer Synthese aus Sprache und Bild, in der beide Ausdrucksformen eigenständig bleiben. Der Text erklärt das Bild nicht, und die Zeichnung illustriert den Text nicht. Brus ließ sich dabei von William Blakes Illuminated Manuscripts inspirieren, die zum Vorbild für sein eigenes Werk wurden.

Diesen literarischen Zugang zum Zeichnen verbinden wir hier mit den Arbeiten von Anya Belyat-Giunta und Zenita Komad, die ebenfalls Bild-Text-Ansätze verfolgen.

Komad ist bekannt für ihre Collagen, in denen sie historische oder alltägliche Bilder mit Text zu einem vielschichtigen Dialog verbindet – „Momente der Korrektur, Rezepte und Anweisungen für das Glück“, wie sie es nennt. Belyat-Giuntas Zeichnungen bewegen sich zwischen Realität und Mythos, Vergangenheit und Gegenwart, Körper und Unsichtbarem. Texte erscheinen oft in Russisch und Englisch – vielleicht den Sprachen ihrer Träume. Beide Künstlerinnen zeigen den Körper als Träger psychologischer Träume und Traumata – eine Verbindung zu Brus’ frühen performativen Aktionen. Der Körper erscheint als heiliges Gefäß voller Geschichten und Symbole.

Belyat-Giunta und Erich Gruber begegneten einander erstmals im Rahmen einer von Lorand Hegyi kuratierten Ausstellung. Dieses Projekt weckte eine echte Bewunderung für das Werk des jeweils anderen – noch bevor sie sich persönlich kannten. Später veröffentlichte Gruber über soziale Medien eine kleine Zeichnung mit dem Titel Ein Junge für Anya. Belyat-Giunta antwortete mit einer gleich großen Zeichnung: Eine Rose für Erich. Dies markierte den Beginn einer fortlaufenden Zusammenarbeit, in der sie gemeinsam „Paare“ von Zeichnungen schufen.
Das Projekt folgt keinem festen Thema oder inhaltlichen Konzept – die einzige Regel ist das Einhalten der Zeichnungsformate. Anfangs tauschten sie ihre Arbeiten physisch aus, um direkt aufeinander zu reagieren. Doch schon bald reichte die gedankliche Verbindung aus.

Grubers neue Zeichnungen zeigen teils verdeckte Figuren, die hinter astähnlichen Formen hervortreten – Fragmente eines Dialogs, in dem Zeit und Raum verschwimmen und ein liminaler Raum ohne klare narrative Struktur entsteht.

Dominik Steiger war für Brus’ Entwicklung hin zur Bildpoesie von großer Bedeutung. Brus veröffentlichte Steigers erste Zeichnungen in seinem Kunstmagazin Die Schastrommel.
1974 beschlossen die beiden Künstler, sich ein Jahr lang jeden Mittwoch ein Blatt zur gemeinsamen Bearbeitung zu schicken. Darauf entstanden Texte und Zeichnungen – entweder auf gegenüberliegenden Seiten oder in einem aufgeschlagenen Buch. Das Ergebnis war eine raffinierte Serie von Buchobjekten, in denen Realitätspartikel, Text und Bild zu einem offenen Raum der Fantasie verschmelzen. Der daraus entstandene Zyklus Jeden jeden Mittwoch. Ein Zwoman wurde 1977 als kombinierter Text- und Bildband veröffentlicht.

Nikolaus Gansterers Zugang zur Sprache und Zeichnung steht in der Tradition von Brus und Steiger. Auch er erforscht die Übergänge zwischen Sprache und Zeichen und entwickelt eine persönliche Grammatik für die subtilen Prozesse des Denkens, Fühlens und Erkennens.
Zeichnen wird dabei zur visuellen Argumentation – eine Grammatik ohne feste Regeln, die sich ständig selbst überschreibt, geprägt von der Dialektik des Mehrdeutigen. Tief beeinflusst von Wittgenstein, kartiert Gansterers Werk das Denken im Übergang – zwischen dem Sagbaren, dem Zeigbaren und dem Zeichnbaren.